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Fotografie als Thema

Fotografie und Fotografen können auch selbst Gegenstand der Forschung sein.

Zur Kultur- und Mediengeschichte der Fotografie.

Die Industrialisierung des Blicks. (Scheurer, Hans J. 1887)
"Es war nicht nur ein neues Kunstmedium entstanden, sondern vor allem ein
Massenmedium." (Scheuer 1987:7)

"Die umfassende Bebilderung der Welt, die ja erst mit den technischen Bildmedien möglich geworden ist, hat so gravierende Veränderungen in der Wahrnehmung und im Bewußtsein herbeigeführt, daß die künstlerische produktion, was ihre soziale Relevanz (keineswegs ihr ästhetisches Niveau) angeht, verblaßt." (Scheuer 1987:9)

"Die Wahrnehmung wird so verändert, daß die Medien nicht mehr nur Erfahrungen vermitteln, sondern vielmehr Bewußtseinszustände erzeugen." (Scheuer 1987:11)

"Mit den technischen Bildern der Fotografie gelang erstmals eine solche Perfektionierung der Illusion, die nicht mehr allein im exakten Reproduktionsverfahren begründet ist, sondern vor allem in der Veränderung des Wertes einzelner Bilder." (Scheuer 1987:11)

"Die Ware Fotografie wird so zum Spiegel der gesellschaftlichen Umstände, unter denen sie produziert wurde." (Scheuer 1987:13)

"Die fotografischen Bilder (und nicht nur sie) stellen sich vor die Wirklichkeit, werden zu einem Ersatz und können als Ersatzwirklichkeit keine wirklichen, sondern nur Ersatzerfahrungen vermitteln." (Scheuer 1987:15)

Eine illegitime Kunst. Die sozialen Gebrauchsweisen der Photographie. ( Bourdieu, Pierre et. al. 1983)

Besonders interessant für Ethnologen und Kulturwissenschaftler ist die Studiofotografie, da hier mehrere Themen aufeinandertreffen.

Future Remembrance - Photography and Image Arts in Ghana

Der Film unternimmt den Versuch, Kultur und Gesellschaft der ghanaischen Küstenstädte aus dem Blickwinkel einheimischer Bildkünstler zu beschreiben. Im Mittelpunkt stehen dabei Geschichte und soziale Praxis der Studiofotografie sowie ihr wachsender Einfluss auf die Kunstformen der kommemorativen Zementplastik und Malerei.
Die beiden Protagonisten, Philip K. Apagya und Nelson A. Events, Fotografen in Shama bzw. Teshie, führen durch den Film.
Gezeigt werden Alltag und Arbeiten im Studio: das Posieren ebenso wie die Interaktion mit gemalten Kulissen und die am lokalen Schönheitsideal orientierte Negativretusche. Einige Aufnahmen werden in ihrem Entstehungszusammenhang dokumentiert.
Durch kurze, von den Künstlern selbst erbrachte Bildexegesen und Kommentare zeichnen sich die Grundzüge einer indigenen Bildästhetik ab und ergeben sich Einblicke in das Berufsethos der Bildermacher.
Der Film folgt den Wegen der "zukünftigen Erinnerung", die sich mit den Bildern (und ihrer Übertragung in andere Bildmedien) verknüpft. Dieser übergeordnete, leitmotivische Bezug zur Kunst des Erinnerns und zum kulturellen Gedächtnis zeigt sich nirgends deutlicher als an den Lebenswendepunkten (bzw. den Passageriten der Initiation, der Heirat und des Todes), die im Bildschaffen der Fotografen eine Schlüsselrolle spielen.
Literatur: Wendl 1992, Wendl und Beherend 1998
Film: D 2005 Future Remembrance

Photo Wallahs - Studiofotografie in Indien

Das Rohmaterial zu PHOTO WALLAHS wurde von David und Judith MacDougall während zwei Aufenthalten in den Monaten Juli bis Dezember 1988 und Oktober bis Dezember 1989 in Mussoorie und Umgebung, einer im äußersten Norden des indischen Unionsstaates Uttar Pradesh an den Ausläufern des Himalaja-Vorgebirges gelegenen Hill Station aufgenommen.
Die Filmemacher zeigen die verschiedensten Photographen und ihre Studios, ihren Arbeitsalltag, ihre aus allen sozialen Schichten entstammende Kundschaft, erhellen zugleich aber auch das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen dem Medium Photographie und der indischen Gesellschaft mit ihrer traditionellen, auf dem hierarchischen Kastensystem basierenden Sozialordnung.
Literatur: Östör 1993, Pinney 1993; Pinney 1997
Film: W 7019 Photo Wallahs