Ethnographische Filme wurden und werden sehr oft
zu Analysezwecken hergestellt und verwendet.
Früher wurden diese Analysen entweder an ungeschnittenem Footage-Material
oder geschnittenem Film zu Hause am Schreibtisch durchgeführt.
Es wurde davon ausgegangen, daß Film eine Art "Realitätskonserve"
darstelle, die Gegenstand einer objektiven Analyse sein könne.
Wenn auch diese Einschätzung sich heute radikal geändert hat, bleibt
die generelle Bedeutung der Filmanalyse sowohl durch Ethnologen/innen als auch
durch andere Wissenschaftler/innen erhalten. Gerade Ethnologen/innen können
durch die wiederholte und detaillierte Betrachtung der Bilder und durch die
Analyse des Tons zu neuen Erkenntnissen hinsichtlich seiner Forschung kommen.
Sie können den Film anderen Wissenschaftlern, auch aus anderen Disziplinen
zeigen und somit in einen besonders interessanten wissenschaftlichen Dialog
eintreten, kann doch davon ausgegangen werden, daß eine dritte Person
immer wieder Neues in den Bildern entdecken wird.
Wichtiger noch, dank der Entwicklung der Technologie und der Verbesserung der
Reisemöglichkeiten ist es heute problemlos möglich, Filme mit der
gefilmten Bevölkerung zusammen zu analysieren und zu interpretieren. Dabei
kann das Spektrum von einer "reinen" Analyse der Reaktionen der Gefilmten
auf den Film bis hin zur Szene-für-Szene-Analyse des Films bzw. des Footage-Materials
reichen. Diese Analysen haben sich mit der Zeit als außerordentlich fruchtbar
erwiesen, um so mehr, da sie nicht erst nach Beendigung eines Filmprojektes
gemacht werden, sondern Teil der Filmherstellung selbst geworden sind, und mögliche
Ergebnisse somit direkt in den zu veröffentlichenden Film mit integriert
werden können.
Siehe: Filmanalyse